Bas-Armagnac de Castelfort bezeichnet Abfüllungen aus dem westlichsten und renommiertesten Teil der Armagnac-Region in der Gascogne. Bas-Armagnac ist berühmt für seine „sables fauves“ – eisenhaltige, sandige Böden – die besonders duftige, fein strukturierte Eaux-de-vie hervorbringen. „De Castelfort“ verweist dabei auf eine Herkunfts- oder Hausbezeichnung innerhalb dieses Terroirs und steht typischerweise für klassische Bas-Armagnac-Stile mit eleganter Frucht, zarter Würze und oft bemerkenswerter Reife.
Armagnac gilt als der älteste Weinbrand Frankreichs, mit schriftlichen Erwähnungen bereits im 14. Jahrhundert. Über die Jahrhunderte prägten Handwerk, Rebsortenwahl und Fasskultur den Charakter der Region. Nach der Reblauskrise gewann in Bas-Armagnac die Rebsorte Baco 22A an Bedeutung – heute neben Ugni Blanc, Folle Blanche und Colombard eine der tragenden Säulen. Ein weiteres Markenzeichen ist die Reifung in Gascogne-Eiche, die den Spirituosen Noten von Gewürz, getoastetem Holz und oft auch getrockneten Früchten verleiht.
Die Herstellung unterscheidet sich in wichtigen Punkten von anderen Weinbränden: Destilliert wird meist in einem kontinuierlich arbeitenden Alambic Armagnacais bei vergleichsweise niedrigerem Alkoholgehalt (oft um 52–60 % vol.). Das bewahrt aromatische Tiefe und Struktur. Nach der Destillation folgt die Reife in regionalen Eichenfässern, beginnend teils in jüngeren, aktiveren Hölzern und anschließend in älteren Fässern zur harmonischen Entwicklung. Typische Aromen reichen von Pflaume, Aprikose und kandierten Zitrusfrüchten über Veilchen, Lakritz und Vanille bis hin zu rancio-geprägten Nuancen bei sehr alten Qualitäten.
Innerhalb der Kategorie finden sich verschiedene Altersstufen und Stile. Üblich sind VS (mindestens 1 Jahr im Fass), VSOP (mindestens 4 Jahre), Napoléon (mindestens 6 Jahre) sowie XO und Hors d’Âge (jeweils mindestens 10 Jahre). Daneben sind Jahrgangsabfüllungen (Millésimés) ein Armagnac-Spezifikum: Sie reifen vollständig seit dem Erntejahr im Fass und zeigen das Profil eines einzelnen Jahrgangs. Eine besondere Spielart ist Blanche Armagnac – unholziger, klarer Armagnac, der die Rebsortenfrucht in den Vordergrund stellt. Viele Abfüllungen sind Verschnitte mehrerer Rebsorten, gelegentlich gibt es auch sortenreine Varianten, etwa auf Baco- oder Folle-Blanche-Basis.
Was Bas-Armagnac von anderen Armagnac-Zonen unterscheidet, ist die betonte Eleganz und Frucht. Armagnac-Ténarèze bringt oft kraftvollere, würzigere Eaux-de-vie hervor; Haut-Armagnac ist selten und stilistisch heterogener. Im Vergleich zu Cognac ist Bas-Armagnac in der Regel etwas „erdverbundener“ und würziger, was auf die einfachere Destillation und andere Fasspraxis zurückzuführen ist. Das Ergebnis ist häufig ein intensiveres Mundgefühl mit mehr getrockneter Frucht, Gewürz und manchmal feiner Lakritz- oder Veilchennote.
Beim Genuss empfiehlt sich ein tulpenförmiges Glas und eine moderate Serviertemperatur (etwa 18–20 °C), damit die duftigen und würzigen Facetten zur Geltung kommen. Bas-Armagnac de Castelfort passt klassisch als Digestif, harmoniert aber ebenso mit dunkler Schokolade, Nuss- und Karamell-Desserts, Obstkuchen (z. B. Tarte Tatin) oder würzigem Blauschimmelkäse. Auch zu Entenleber oder gerösteten Mandeln funktioniert er gut. In Cocktails lässt sich Bas-Armagnac als charakterstarke Alternative zu Cognac einsetzen – etwa in einer Abwandlung des Sidecar oder eines Old Fashioned.
Ein praktischer Hinweis zur Auswahl: Jüngere Qualitäten betonen Frucht und Frische, während ältere Abfüllungen mehr Tiefe, Rancio und Gewürz entwickeln. Jahrgänge geben Einblick in die klimatischen Besonderheiten eines Jahres und die Fassreife über Jahrzehnte. Unabhängig vom Alter ist Bas-Armagnac de Castelfort im Kern ein terroirgeprägter Weinbrand: Er spiegelt die sandigen Böden und die handwerkliche Tradition der Gascogne in einem vielschichtigen, langlebigen Stil wider.