Tenuta di Biserno steht für die moderne, küstengeprägte Interpretation toskanischer Rotweine. Das Weingut liegt in Bibbona in der Alta Maremma, unmittelbar an die berühmte Zone von Bolgheri angrenzend. Die Nähe zum Tyrrhenischen Meer, stetige Brisen und hügelige Lagen prägen einen Stil, der reife Frucht mit kühler Kräuterwürze und bemerkenswerter Frische verbindet. Im Mittelpunkt stehen Bordeaux-Rebsorten – allen voran Cabernet Franc –, ergänzt von Merlot, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot.
Gegründet wurde das Projekt Anfang der 2000er-Jahre von Lodovico Antinori, der nach seinen Erfahrungen in Bolgheri gezielt ein Terroir suchte, in dem Cabernet Franc besonders gut gedeiht. Die Reben sind dicht gepflanzt, die Erträge gering, und die Weinbereitung folgt einem präzisen, detailverliebten Ansatz. Französische Eichenfässer kommen zum Einsatz, um Struktur und Textur zu verfeinern, ohne die Herkunft zu überdecken.
Die Böden der Tenuta sind reich an Kies und Kalk mit Tonanteilen, gut drainiert und von der mediterranen Macchia umgeben. Das maritime Klima sorgt für lange Vegetationsperioden, reife Tannine und ausgeprägte aromatische Klarheit. Typische Aromen reichen von schwarzer Johannisbeere und Brombeere über Graphit, Lorbeer und Salbei bis zu Tabak und dunkler Schokolade; die Weine zeigen meist eine kühle, mineralische Ader und eine lebendige Säure.
Im Portfolio lassen sich klar unterschiedliche Stile erkennen: Biserno ist der präzise, vielschichtige Kernwein des Gutes, getragen von Cabernet Franc. Il Pino di Biserno zeigt die Handschrift des Hauses in einer etwas früher zugänglichen, saftigeren Form. In besonders guten Jahren entsteht Lodovico als rare Selektion aus den besten Parzellen – intensiv, strukturiert und mit großem Lagerpotenzial. Verwandt ist zudem Insoglio del Cinghiale von der Schwesterliegenschaft Campo di Sasso in Bibbona, der den küstennahen Blend-Charakter in einer unkomplizierteren, würzig-fruchtigen Ausprägung interpretiert.
Im Unterschied zu vielen anderen toskanischen Kategorien – etwa Chianti Classico oder Brunello di Montalcino, die von Sangiovese geprägt sind – setzt Tenuta di Biserno auf internationale Rebsorten und firmiert meist unter Toscana IGT. Innerhalb der Küsten-Toskana unterscheidet sich das Profil durch den hohen Cabernet-Franc-Anteil: die Weine wirken oft kühler, duftiger und graphitbetonter als Merlot- oder Cabernet-Sauvignon-dominierte Blends aus der Nachbarschaft.
Speisebegleitungen orientieren sich an Struktur und Intensität: Il Pino passt hervorragend zu gegrilltem Rind, Pasta al Ragù oder geschmortem Geflügel. Biserno trägt kräftigere Gerichte wie Bistecca alla Fiorentina, Lammkarree, Wild (z. B. Cinghiale) oder Pilz- und Trüffelküche. Reifere Jahrgänge harmonieren gut mit langsam geschmortem Kalb, Taube oder gereiftem Pecorino. Großvolumige Gläser und eine Serviertemperatur von 16–18 °C helfen, die Aromen zu entfalten; junge Weine profitieren oft von 1–2 Stunden Dekantieren.
Hinsichtlich Lagerfähigkeit lohnt ein Blick auf Jahrgang und Cuvée: Il Pino trinkt sich häufig in den ersten 5–10 Jahren besonders gut, während Biserno und Lodovico in der Regel deutlich länger reifen können und mit der Zeit zusätzliche Tiefe, Gewürznoten und seidige Tannine entwickeln. Die maritime Lage sorgt dabei meist für eine verlässliche Balance aus Reife und Frische, die die Weine über Jahre hinweg spannend macht.