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Egon Müller steht für klassische Saar-Rieslinge aus dem Scharzhof in Wiltingen an der Saar, einem Nebenfluss der Mosel. Charakteristisch sind niedrige Alkoholgrade, eine markante, kühle Säurestruktur und eine klare, vom Schiefer geprägte Mineralik. Im Mittelpunkt stehen feinfruchtige, oft restsüße Rieslinge, die durch Spannung statt Fülle beeindrucken und über Jahrzehnte reifen können.

Historisch reicht die Geschichte des Scharzhofs bis in klösterliche Zeiten zurück; nach der Säkularisation kam das Gut Ende des 18. Jahrhunderts in Familienbesitz. Heute führt Egon Müller (in vierter Generation) den Betrieb weiter. Das Herzstück sind Parzellen am Scharzhofberg, einer der berühmtesten Lagen der Saar, deren kühles Mikroklima und Devonschieferböden die filigrane Stilistik prägen. Neben dem Scharzhofberg bewirtschaftet die Familie auch Reben in der Wiltinger Braune Kupp, deren Weine unter dem verbundenen Etikett Le Gallais erscheinen. Darüber hinaus gibt es gemeinsame Projekte außerhalb Deutschlands, etwa trockene Rieslinge aus der Slowakei (Château Béla).

Die Vinifikation folgt einer zurückhaltenden, traditionellen Linie: sorgfältige Lese mit Auswahl gesunder und edelfauler Beeren je nach angestrebtem Prädikat, schonende Pressung und häufig spontane Gärung in großen, alten Holzfässern (Fuder). Ziel ist es, Jahrgang und Lage unverfälscht abzubilden, ohne Holzaromen oder technische Eingriffe in den Vordergrund zu stellen.

Innerhalb des Sortiments spielen die Prädikatsstufen des Rieslings die Hauptrolle: Kabinett (leicht, oft 7–9 % vol, zitrusfrisch und schlank), Spätlese (mehr Reife und Dichte, dennoch klar und kühl), Auslese (hochreif, konzentriert, häufig mit edler Botrytisnote) sowie in außergewöhnlichen Jahren Beerenauslese und Trockenbeerenauslese (hochkonzentriert, sehr langlebig). Eiswein ist rar und jahrgangsabhängig. Einfache Gutsabfüllungen wie „Scharzhof Riesling“ bieten einen Einstieg in die Stilistik, während lagenspezifische Weine wie „Scharzhofberger“ die Herkunft deutlich spiegeln. Trockene Varianten sind im Scharzhof-Portfolio die Ausnahme; trocken geprägte Weine finden sich eher in den externen Projekten.

Was Egon Müller von vielen anderen Kategorien unterscheidet, ist die konsequent klassische Saar-Interpretation des Rieslings: statt breit und alkoholstark aufzutreten, wirken die Weine leichtfüßig, glasklar und spannungsgeladen, mit feiner Süße-Säure-Balance. In einer Zeit, in der viele Regionen stärker auf Trockenheit setzen, pflegt der Scharzhof die große Tradition fruchtsüßer und edelsüßer Weine mit erheblichem Reifepotenzial. Bemerkenswert sind zudem die strenge Selektion der Trauben und, in besonderen Jahren, raren Auslesen bis hin zu TBA, die in Fachkreisen als Maßstab gelten.

Speisenempfehlungen orientieren sich an Stil und Süßegrad: Kabinett passt hervorragend zu Austern, Sushi, Ceviche, Ziegenfrischkäse, Spargel oder leichten Gemüsegerichten; seine frische Säure balanciert Salz und Jod ebenso wie feine Säure in Dressings. Spätlese harmoniert mit aromatischer, leicht scharfer Küche (Thai, Sichuan), mit Schweinegerichten, glasierter Entenbrust oder geräuchertem Fisch. Auslese ergänzt Foie gras, gereiften Weichkäse (z. B. Blauschimmel) und fruchtbasierte Desserts; sie kann auch solistisch genossen werden. Beerenauslese und Trockenbeerenauslese sind klassische Begleiter zu Pâté, Blauschimmelkäse und Desserts mit gelben Früchten – oder als „meditative“ Weine ohne Speise. Trockene Rieslinge aus den Auslandsprojekten begleiten gebratenen Zander, Saibling, helle Geflügelgerichte und geröstetes Gemüse.

Serviertemperaturen von etwa 8–10 °C (Kabinett) und 10–12 °C (Spätlese/Auslese) unterstreichen die Aromatik. Junge Weine profitieren von großen, tulpenförmigen Gläsern; ein kurzes Belüften kann die Frucht öffnen. Während Kabinett und Spätlese schon jung großen Trinkfluss bieten, entwickeln die höherwertigen Prädikate mit einigen Jahren Flaschenreife zusätzliche Tiefe, Würze und Komplexität.