Mouton Rothschild bezeichnet das Spitzenweingut Château Mouton Rothschild in Pauillac (Médoc, linkes Ufer der Gironde). Der Grand Vin zählt seit 1973 zu den Premiers Crus Classés und ist in der Regel Cabernet-Sauvignon-dominiert. Typisch sind tiefe, dichte Weine mit hoher aromatischer Präzision und großem Reifepotenzial, die neben klassischer Pauillac-Graphit- und Cassiswürze auch Noten von Zedernholz, Tabak und feinen Gewürzen zeigen. Eine Besonderheit ist die jährlich wechselnde Künstleretikette: Seit dem Jahrgang 1945 gestaltet jeweils ein internationaler Künstler das Etikett, womit Kunst und Weinhandwerk sichtbar miteinander verknüpft werden.
Historisch reicht die Geschichte bis 1853 zurück, als das damalige Château Brane-Mouton von der Familie Rothschild übernommen und in Mouton Rothschild umbenannt wurde. Unter Baron Philippe de Rothschild wurde 1924 die durchgängige „Mise en bouteille au château“ vorangetrieben, ein heute in Bordeaux etabliertes Qualitätsmerkmal. 1973 erfolgte als singuläres Ereignis die Beförderung vom Deuxième zum Premier Cru Classé. Das oft zitierte Motto bringt diese Entwicklung auf den Punkt: „Premier je suis, Second je fus, Mouton ne change.“
Die Reben wachsen auf klassischen, tiefen Kiesböden von Pauillac, die Wärme speichern und den Cabernet Sauvignon zur vollen Reife bringen. Der Rebsortenspiegel liegt je nach Jahr leicht variierend etwa bei rund 80% Cabernet Sauvignon, ergänzt von Merlot sowie kleinen Anteilen Cabernet Franc und Petit Verdot. Die Lese erfolgt von Hand mit strenger Selektion. Der Ausbau geschieht in einem sehr hohen Anteil neuer französischer Eiche (häufig 100%) über etwa 18 bis 22 Monate. Die Weine besitzen kräftige, aber fein geschliffene Tannine und eine lebendige Säure, die eine lange Entwicklung über Jahrzehnte ermöglicht.
Innerhalb der Kategorie lassen sich mehrere Weine unterscheiden: Der Grand Vin, Château Mouton Rothschild, ist die strenge Spitzenselektion und steht für maximale Tiefe und Lagerfähigkeit. Le Petit Mouton de Mouton Rothschild ist der Zweitwein des Hauses – zugänglicher in der Jugend, stilistisch erkennbar Mouton, aber mit früherem Trinkfenster. Aile d’Argent ist der trockene Weißwein des Gutes (Bordeaux Blanc), in der Regel aus Sauvignon Blanc und Sémillon mit etwas Muscadelle: aromatisch von Zitrus, weißen Blüten und feinem Holz geprägt, mit strukturgebender Säure. Wichtig zur Einordnung: „Mouton Cadet“ ist eine separate Marke des Handelshauses Baron Philippe de Rothschild und nicht der Grand Vin von Château Mouton Rothschild.
Im Vergleich zu anderen großen Gewächsen des Médoc zeigt Mouton Rothschild häufig eine Kombination aus Cabernet-Struktur und einer gewissen Opulenz in Textur und Würze. Gegenüber Lafite (oft kühler, filigraner) oder Latour (kraftvoll, monumental) wird Mouton nicht selten als etwas expressiver, würziger und sinnlicher beschrieben – stets im Rahmen des Pauillac-Stils mit seiner typischen Graphit- und Zederncharakteristik. Von rechtsufrigen Bordeaux, die stärker von Merlot geprägt sind (z. B. Pomerol, Saint-Émilion), unterscheidet ihn die klar cabernetgetragene Struktur und die Art, wie die Kiesböden für Frische, Länge und Tanninarchitektur sorgen. Auch die konsequente Verwendung neuen Holzes und die Tradition der Künstleretiketten heben Mouton von anderen Kategorien ab.
Speisenbegleitung und Servicetipps: Der rote Mouton Rothschild harmoniert hervorragend mit Lamm (klassisch: Pauillac-Lamm), Rind, Wild, Schmorgerichten, gereiften Hartkäsen und erdigen Komponenten wie Pilzen oder Trüffel. Jüngere Jahrgänge profitieren von 2–4 Stunden Karaffierung; sehr alte Flaschen sollten vorsichtig dekantiert werden, primär zur Depottrennung. Ideale Serviertemperatur liegt bei 16–18 °C. Aile d’Argent passt ausgezeichnet zu Meeresfrüchten, weißem Fisch, Geflügel, Spargel oder Gerichten mit feiner Sahne- oder Kräutersauce und wird meist bei 10–12 °C serviert.
Jahrgangsunterschiede sind bei Mouton Rothschild gut nachvollziehbar: Warmere Jahre bringen oft opulentere, großzügigere Weine, kühlere Jahrgänge wirken straffer und sehr klassisch. Unabhängig davon gilt: Eine adäquate Lagerung und Geduld lohnen sich – der Grand Vin entfaltet Komplexität häufig erst nach einigen Jahren Flaschenreife, während Le Petit Mouton früher Trinkfreude bietet und Aile d’Argent als strukturierter, trockener Weißwein seine Stärken in den ersten Jahren zeigt.